Wir verstehen uns auch ohne Worte …

Wenn Paare sich streiten, geht es immer auch um Kommunikation. Sie ist meist der Türöffner. Wenn Kommunikation fehlt oder als Anlass für Streit empfunden wird, fühlen wir uns unverstanden, nicht gehört, nicht ernst genommen, nicht wertgeschätzt, …

„Wir sind schon so lange zusammen, wir verstehen uns auch ohne Worte. Wir müssen gar nichts mehr sagen. Der / die Andere weiß schon, was ich sagen will.“

Ist das positiv? Ja, wenn beide so denken und glücklich sind und sich verstanden fühlen. Dann ist es völlig OK!

Was aber, wenn aus „wir verstehen uns auch ohne Worte“ eine Sprachlosigkeit wird. Ein Desinteresse. Ein Nebeneinander-Her-Leben. Ist doch schon lange so! War doch immer so?!

Dann wird aus „ich muss dir nichts mehr sagen, damit du mich verstehst“ schnell auch ein „wir haben uns nichts mehr zu sagen“. Die Übergange sind meist schleichend und der Zeitpunkt, wann die Sprachlosigkeit angefangen hat, liegt vielleicht lange zurück, ist gar nicht mehr zu greifen, eher diffus.

Manchmal ist das der Grund, warum Paare sich Unterstützung holen, warum sie in meine Paarberatung kommen. Wir können nicht mehr miteinander sprechen, wir streiten uns nur noch. Wir verstehen uns nicht mehr, ich fühle mich unverstanden. Mein Partner schreit nur noch. Wir haben uns nichts mehr zu sagen. Meine Meinung interessiert sowieso nicht …. So oder ähnlich klingen die Aussagen der Paare. Dann geht es erstmal nicht darum, ein neues Kommunikationstool zu erlernen.

Sondern, es geht darum, zuzuhören. Zu hören, was mein Gegenüber WIRKLICH sagt. Ohne Bewertung, ohne Interpretation. Ohne nach einer Antwort zu suchen, während der Andere noch spricht. Einfach hören, fühlen, sich selbst wahrnehmen, auf das eigene Gefühl hören, sortieren, was habe ich gehört, was habe ich gefühlt, was lösen die Worte in mir aus. Und warum?

Ganz neu! Dann ist vieles wieder möglich. Anders hören heißt anders sprechen. Bewusster. Wertschätzender. Liebevoller.

Eine wunderbare Körperarbeit. In uns. Ganz persönlich. Ganz individuell. Es gibt keine Bewertung. Kein Richtig oder Falsch.

Und plötzlich sind Worte tatsächlich nicht mehr das Wichtigste. Bis ich wieder gelernt habe, zuzuhören. Hinzuhören, in mich rein zu fühlen, ohne zu bewerten. So viel gibt es zu entdecken! Plötzlich wird klar: anzunehmen, die Worte des Partners zu kennen, ohne das etwas gesagt wurde, bedeutet manchmal auch: zu interpretieren, ohne uns rück zu versichern. Ohne nachzufragen. Ob es noch wahr ist. Ob es noch Liebe ist.

„SO habe ich das noch nie von dir gehört“!  „SO habe ich dir noch nie zugehört“!

„Das hast du vorher SO noch nie gesagt“. SO kann ich dir viel besser sagen, was ich wirklich empfinde“.

Das sind Rückmeldungen, die die Paare sich geben. So oder ähnlich. Auf jeden Fall liebevoll. Authentisch.

Und das macht mich manchmal sprachlos. In Liebe.

Eure / Ihre Gabriela Saul

Und wer sich noch intensiver mit diesem Thema beschäftigen möchte, dem empfehle ich ein Tagesseminar von Clemens Maria Mohr im Allgäu am 10.10.2020!

https://www.clemensmariamohr.de/582/seminare-fuer-jedermann-persoenlich/endlich-verstehst-du-mich

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